Iv
Vorwort zur fünften Auflage.
umsoweniger zweifelhaft sein, als sie, zum Teil wenigstens, zugleich Kultur- und Sittenspiegel im kleinen sind.
Möge das Buch auch in seiner jetzigen Gestalt wohlwollende Ausnahme finden und mit dazu beitragen, daß der Geschichtsunterricht auf Geist und Gemüt der weiblichen Jugend gleicherweise bildend und veredelnd wirse.
Köln, im Mai 1887.
M Weck.
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6. Kunst und Wissenschaft.
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schiff", Johann Fischart (f 1589) in dem „glückhaft Schiff von Zürich" und Thomas Murner (f 1536) in der „Narrenbeschwörung" und „Schelmenzunft". Das Tierepos „Reinecke Fuchs" erschien in niederdeutscher Bearbeitung mit satirischen Nebenbeziehungen auf die kirchlichen und politischen Verhältnisse der Zeit.
Als der 30 jährige Krieg für die deutsche Kultur schlimme Zeiten brachte, die deutsche Sprache durch Fremdwörter entstellt und an deutschen Fürstenhöfen durch die französische Sprache verdrängt wurde, die deutsche Litteratur unter Frankreichs Einfluß geriet, bildeten sich gelehrte Gesellschaften zur Reinigung der Sprache und zur Hebung der Dichtkunst. Die erste Sprachgesellschaft war die fruchtbringende Gesellschaft oder der Palmenorden, 1617 in Weimar gestiftet, an dessen Spitze Fürst Ludwig von Anhalt stand. Die deutfchgefinnte Genossenschaft wurde 1643 von Zesen in Hamburg gestiftet und wirkte mit übertriebenem Eifer für Befreiung der Sprache von Fremdwörtern. Für Hebung der Litteratur war die 1644 zu Nürnberg gestiftete Gesellschaft der Pegnitzfchäfer oder der gekrönte Blumenorden thätig, der aber in dem Streben nach Wohlklang der Sprache und Ausschmückung des poetischen Ausdrucks in Tändelei ausartete. Das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule war Martin Opitz (1597—1639), ein eifriger Pfleger der deutschen Sprache, der durch sein Werk „von der deutschen Poeterei" (1624) der deutschen Poesie eine auf die Gesetze des Altertums gegründete feste Kunstform gab und den Blick wieder auf die altklassische Litteratur zurücklenkte. Ihm schloß sich Paul Flemming (1609—1640) auf dem Gebiet der weltlichen und geistlichen Lyrik an, Friedrich von Log au (1604—1655) als Verfasser trefflicher Epigramme. D>ie zweite schlesische Dichterschule, wozu Hoffmann von Hoffmannsw ald au, Loh enstein und Gryp h ins gehören, verfiel bei dem Suchen nach „Lieblichkeit" des Ausdrucks in füßliche Empfindsamkeit und Schwulst. Die Entsittlichung der Zeit des großen Krieges spiegelt sich in dem Abenteuerroman „ Simplicissimus" von Grimmelshausen (f 1676), sowie in dem satirischen Roman „Geschichte Phileanders von Sittewald" von Moscherosch (f 1669).
Der Hauptsitz der Kunst blieb in diesem Zeitraum Italien, wo die fürstlichen Höfe und die Päpste ihre Entwicklung förderten. Von den großen Meistern Italiens ist besonders Mlchel Slngelo (1475—1563) hervorzuheben, welcher in der Malerei, Bau-
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Zweite Periode der Neuzeit.
sich die Brandenburger bei der Eroberung Ofens so auszeichneten, daß sie von den Türken Feuermänner genannt wurden.
Wie der Kurfürst nach außen zum Schutze des Reiches auftrat und die Rechte seines Landes wahrte, so wirkte er im Innern mit scharfem Blick und fester Hand für die Wohlfahrt seiner Unterthanen. Die Schäden, welche der 30jährige Krieg seinem Lande gebracht hatte, tilgte er, indem er dem Ackerbau aufhalf und in den verwüsteten Landschaften niederländische und schweizer Kolonisten ansiedelte. Die weit aus einander liegenden Teile seines Landes verband er durch Einführung einer einheitlichen Verwaltung enger mit einander. Die Vorrechte der Stände, welche nur auf ihren Vorteil bedacht waren, hob er auf und brach den Widerstand, der ihm in Preußen von denselben entgegengesetzt wurde. Auf inländische wie ausländische Gegenstände des täglichen Verbrauchs legte er eine Steuer, die alle Unterthanen ohne Unterschied treffen sollte, und erhöhte dadurch die nötigen Staatseinkünfte. Handel und Verkehr förderte er durch Anlegung von Landstraßen und Einrichtung des Po st wesen s. Zwischen Oder, Spree und Elbe schuf er eine Wasserstraße durch Anlage des Friedrich-Wil-helms-Kanals. Ja, sein Blick richtete sich bereits auf den Seehandel, den er bei den Holländern in Blüte gesehen; darum sein Streben nach dem Besitze Vorpommerns und dessen Häfen. Er wollte Brandenburg auch zu einer Seemacht erheben, begann deshalb mit Erbauung einer Flotte und gründete an der Goldküste von Guinea 1683 eine Kolonie mit der Festung Großfriedrichsburg (die unter Friedrich Wilhelm I. an Holland kam). Einen erfreulichen Zuwachs an betriebsamen Kräften erhielt fein Land durch 20000 Hugenotten, die nach der Aufhebung des Ediktez von Nantes 1685 aus Frankreich flohen und bereitwillig von ihm aufgenommen wurden. Die meisten ließen sich in Berlin nieder, wo sie die „französische Kolonie" gründeten und sich durch Fleiß und Geschicklichkeit auszeichneten.
Eine Hauptsorge für ihn bildete die Verbesserung des Heerwesens. Entgegen der bisherigen Einrichtung, wonach im Kriegsfälle Ritter und Bauern zum Kampfe aufgeboten und nach Beendigung des Krieges wieder entlassen wurden, schuf er ein stehendes Heer aus geworbenen und besoldeten Leuten, die in Friedenszeiten im Militärdienst tüchtig geschult wurden. Bei der Ausbildung des Heeres, das allmählich auf 28 000 Mann anwuchs, . unterstützten ihn der General von Sparr, ein Meister des Geschütz-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Vorpommerns Brandenburg Guinea Holland Nantes Frankreich Berlin Friedenszeiten
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Zweite Periode der Neuzeit.
volk seine hohe Ausbildung verschafft. Über die Tapferkeit der preußischen Truppen unter ihrem kühnen Führer schrieb Prinz Eugen nach der Schlacht bei Turin 1706 nach Wien: „Der Fürst von Anhalt-Dessau hat mit seinen Truppen abermals Wunder gethan. Zweimal tras ich ihn im stärksten Feuer an der Fronte desselben, und ich kann es nicht bergen, sie haben an Mut und Ordnung die meinigen weit übertroffen."
König Friedrich erbte nach dem Tode seines kinderlosen Vetters, Wilhelms Iii. von Holland und England, die Grafschaft Mörs und Lin gen, sowie das Fürstentum Neufchatel samt der nördlich davon liegenden Grasschaft Valengin. 1707 kaufte er von Solms-Braunfels die an Singen grenzende Grafschaft Tecklenburg.
Wie für die Wissenschaften, so sorgte der König auch für die Pflege der Künste. Berlin wurde als Residenzstadt verschönert und erweitert. Der geniale Baumeister und Bildhauer Schlüter erbaute das königliche Schloß, vollendete das Zeughaus und schuf die Reiterstatue des großen Kurfürsten auf der langen Brücke. Ein neuer Stadtteil, die Friedrichsstadt, wurde erbaut und die schöne Straße Unter den Linden angelegt. In der Nähe der Hauptstadt wurde das Schloß Charlottenburg, erbaut, wo die geistreiche Königin Sophie Charlotte Hof hielt und mit Leibnitz und andern berühmten Männern der Kunst und Wissenschaft Umgang pflegte.
7. Friedrich Wilhelm I. 1713—1740.
Friedrich Wilhelm I. war in allen Stücken das Gegenbild seines Vaters. Schlicht und derb in seinem Wesen, soldatisch straff und praktischen Sinnes, haßte er den Prunk und das leere, französische Formenwesen am Hofe. Nach feinem Regierungsantritt setzte er an die Stelle der bisherigen Pracht und Verschwendung die größte Ein-sachheit und Sparsamkeit, an Stelle der Leichtfertigkeit und Unsitte christlichen Sinn und deutsche Sitte. Die Hofbeamten wurden bis auf wenige entlassen; diesen wurde ein bescheidenes Gehalt ausgesetzt. Seine Losung war Arbeiten und Sparen; sein Ziel war Förderung der Volkswohlfahrt und Hebung der Staatsmacht durch ein tüchtiges Heer. Er ordnete das Finanzwesen und tilgte die unter seines Vaters Regierung entstandenen Schulden. In alle Zweige der Staatsverwaltung schaffte er sich Einsicht und schuf sich einen Beamtenstand, der seinen Pflichten ebenso treu und gewissenhaft nachkam wie der König selbst. Zur Herstellung einer
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Extrahierte Ortsnamen: Turin Wien Holland England Berlin
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Zweite Periode der Neuzeit.
4. Die fernere Regierung Friedrichs des Großen.
Nach Beendigung des siebenjährigen Krieges suchte Friedrich zunächst die Verheerungen, die derselbe verursacht, wieder auszulöschen. In den am meisten gelittenen Gebieten: in den Marken, in Pommern und den westlichen Besitzungen erließ er den verarmten Bewohnern die Steuern, gab Saatkorn und trat zur Bearbeitung des Bodens Militärpferde ab. Die zerstörten Ortschaften wurden auf Kosten des Staates wieder aufgebaut. Sümpfe wurden ausgetrocknet und Kolonisten angesiedelt. Was er durch Sparsamkeit in seinem Hof-leben erübrigte, ließ er seinem Lande zukommen. Neben dem Ackerbau pflegte er Obst- und Gartenkultur und ließ neue Kulturpflanzen, wie Maulbeerbaum und Kartoffel anbauen. Zur Hebung des Handels legte er den Plauenfchen, den Finnow- und den Bromberger Kanal an. Den überseeischen Handel begünstigte er durch Stiftung einer Bank und der Seehandlungsgesellschaft. Die Gewerbe förderte er durch Verbot solcher Waren, die im eigenen Lande hergestellt wurden, und Einrichtung hoher Schutzzölle auf andere fremde Erzeugnisse. Mehrere Fabrikzweige wurden Staatsmonopol, andere unterstützte er. Bald blühten die Leinwand-, Woll- und Baumwollindustrie, Glas- und Porzellanmanusaktur aus. Das Finanzwesen brachte er in beste Ordnung; jedoch machten die Franzosen, die er zur Erhebung der Steuern eingesetzt hatte, sich durch Übermut und gehässige Kontrolle im Volke verhaßt.
Das Heer wurde nach dem Kriege erneuert und zum Schutze des Staates auf 200 000 Mann erhalten. Zur Ausbildung eines tüchtigen Offizierftandes wurden Kadettenhäuser und Militärschulen eingerichtet. Große Sorgfalt ^widmete er der Verbesserung der Rechtspflege. Schon 1747 hatte er den Codex Fridericianus, eine neue Gerichtsordnung, gegeben; dann wurde ein neues Gesetzbuch in deutscher Sprache, das „Allgemeine Landrecht", unter ihm begonnen, jedoch erst unter seinem Nachfolger vollendet. Für Hebung der geistigen Bildung sorgte er, soweit es die Staatseinkünfte zuließen. 1763 erschien das General-Landfchulreglement, durch welches er das von feinem Vater begonnene Werk zur Hebung des Volksfchulwefens fortsetzte. Den Künsten und dem Theater bewahrte er seine Gunst; doch blieb die durch seine Erziehung befestigte Vorliebe für die französische Litteratur. Da diedeutsche Litteratur sich in seiner Jugend noch nicht in dem Grade entwickelt hatte, daß sie ihn anziehen konnte, so blieb er ihr auch in späterer Zeit fremd.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich
§. 22. Napoleon wird Kaiser.
267
hatte, entwickelte er im Innern Frankreichs eine rastlose Thätigkeit, um die durch Revolution und Kriege dem Lande geschlagenen Wunden wieder zu heilen. In Gemeinschaft mit Papst Pius Vii. ordnete er durch ein Konkordat die kirchlichen Angelegenheiten und führte die Feier des öffentlichen Gottesdienstes wieder ein. Ein neues Gesetzbuch, der „Code Napoleon" wurde abgefaßt, Schulen wurden errichtet, zur Beförderung des Verkehrs Straßen und Kanäle angelegt und in die ganze Verwaltung Einheit und Ordnung gebracht. Für diese Verdienste ernannte ihn der Senat zum Konsul auf Lebenszeit und ließ die Ernennung durch Volksabstimmung (2. Aug. 1802) gut heißen. Eine Verschwörung gegen das Leben des Ersten Konsuls, deren Teilnehmer Moreau, Pichegrii, Eadoudal u. a. waren, zog schwere Folgen nach sich. Pichegrü kam im Gefängnis um, Moreau wurde nach Amerika verbannt und Eadoudal guillotiniert. Der Herzog von Enghien, der letzte bourbonische Prinz aus der Condeschen Linie, ward der Mitverschwörung beschuldigt, deshalb unter Verletzung des deutschen Reichsgebiets (15. März 1804) nachts in Ettenheim im Großherzogtum Baden überfallen, nach Frankreich geschleppt und ohne Beweis der Schuld zu Vincennes erschossen.
Napoleon wird 1804 Kaiser der Franzosen. Die Verschwörung gab dem Konsul Bonaparte die Mittel in die Hand, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu thun. Seine Freunde wußten dem Volke begreiflich zu machen, daß die Ruhe nur dadurch gesichert werde, daß Napoleon das große fränkische Reich Karls des Großen wieder herstelle. Ein solcher Vorschlag mußte der Eitelkeit des französischen Volkes schmeicheln, und der gehorsame Senat übernahm es, dem Ersten Konsul die Kaiserkrone anzubieten. Als man ihm am 18. Mai 1804 den Senatsbeschluß überbrachte, wußte er die Rolle des Augustus meisterhaft zu spielen und entgegnete den Abgesandten des Senates: „Meine Herren! Ich nehme den Titel an, weil der Senat für den Ruhm der Nation ihn zuträglich hält; ich hoffe, daß Frankreich die Ehre, mit welcher es meine Familie umgiebt, nie bereuen werde." Eine allgemeine Volksabstimmung billigte den Beschluß. Am 2. Dezember 1804 wurde er als Napoleon I. von Papst Pius Vii. in der Kirche von Notre Dame gekrönt, wobei er sich selbst die Krone aufsetzte und nach deren Einsegnung auch die Kaiserin Josephine krönte.
Große Festlichkeiten sollten das Volk über das Ende seines Freiheitstraumes hinweg führen. Durch Glanz und Pracht sollte der neu errichtete Kaiserhof alle europäischen Fürstenhöfe überstrahlen: daher die Einführung eines großartigen Hofstaates, deshalb die Er-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Karls Augustus Napoleon_I. Josephine
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Eadoudal Amerika Ettenheim Baden Frankreich Frankreich
§. 17. Der Kulturzustand Europas im zweiten Zeitraum. 229
Bearbeiter des Robinson, und Salz mann (f 1811), den Stifter der Anstalt Schnepfenthal in Thüringen. Wie der Naturphilosoph Rousseau (f 1778) durch seinen „Emil", so rief der Schweizer Pestalozzi (f 1827) durch seine pädagogischen Schriften und durch das in seiner Anstalt zu Averdun angewandte Erziehungssystem eine tiefgehende Bewegung in dem Unterrichtswesen hervor.
Handel und Gewerbfleiß schwangen sich empor. Nachdem Cromwell durch die 1651 eingeführte Schiffahrtsakte die Holländer aus dem Gebiet des Handels zurückgedrängt hatte, ging der Handel in die Hände der Engländer über, die demselben durch Gründung von Kolonien in Indien und Amerika eine große Ausdehnung verschafften und im Innern durch Anlegung von Landstraßen und Kanälen zu Hilfe kamen. Mit ihnen wetteiferte Frankreich feit Colberts umsichtiger Thätigkeit unter Ludwig Xiv. durch Errichtung von Häsen, Anlegung von Kanälen, Gründung von Kolonien. In Deutschland wurden Hamburg und Bremen Hauptplätze für den Handel zur See'; Leipzig, Frankfurt, Braunschweig wichtige Punkte durch ihre Messen. Der Gewerbfleiß Englands blühte auf in den Fabrikorten Birmingham, Manchester, Sheffield, hob sich in Frankreich, das sich durch Bereitung der Gobelins, des Porzellans und beliebter Kattune auszeichnete, und kam, durch fürsorgliche Fürsten angeregt und unterstützt, auch allmählich wieder in Deutschland zur Entwicklung, wo Bergbau, Tuch- und Leinenfabrikation eifrig betrieben wurden.
Erfindungen trugen zur Hebung bei. Der Apotheker Böttcher erfand 1702 in Meißen die Bereitung des Porzellans, Schröder aus Hohenstein in Sachsen 1717 das Klavier, Benjamin Franklin, nach mehrfachen Untersuchungen über die Elektrizität beim Gewitter, den Blitzableiter. Der englische Mechaniker James Watt verbesserte 1763 die Dampfmaschine und machte die Kraft des Dampfes in derselben nutzbar; die französischen Papierfabrikanten Montgolsier erfanden 1783 den Luftballon, den Professor Charles in Paris alsbald verbesserte und zu Luftfahrten einrichtete.
§• 18. Die stauen rtes jmeiten Zeitraums.
1. Der Einfluß der Frauen auf die öffentlichen Angelegenheiten war am französischen Hofe aufs höchste gestiegen. Aber nicht die Königin, nicht die Prinzessinnen übten denselben aus, sondern Frauen aus höheren oder niederen Ständen, welche sich die Neigung der Könige zu erwerben wußten.
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40. Die Bildung im 19. Jahrhundert.
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sein; möge dem deutschen Reichskriege, den wir so rühmlich geführt, ein nicht minder glorreicher Reichsfrieden folgen, und möge die Aufgabe des deutschen Volkes fortan darin beschlossen sein, sich in dem Wettkampfe um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. Das walte Gott!"
Im April 1871 wurde die Reichsverfafsung fertig gestellt und angenommen; damit war der äußere Bau des neuen Reiches vollendet. Nun bedarf es des unausgesetzten Zusammenwirkens aller feiner Glieder zur Erhaltung und Steigerung seiner inneren Kraft, damit das im Kriege erstandene Reich zu einem Reiche des Friedens werde unter den Völkern, stark zur Wahrung von Recht und Freiheit, zur Pflege von Religion und Sitte, zum Schutze der Arbeit auf allen Gebieten menschlicher Kultur. Dazu schütze Gott den Deutschen Kaiser und das Deutsche Reich!
§. 40. Die "u im 19. lafitfiuruceri;.
Das Gebiet der Litteratur wurde nach Schiller und Göthe durch die romantische Schule bebaut. Diese setzte sich die Einheit von Kunst und Leben zum Ziel, erstrebte eine harmonische Verbindung von Religion, Poesie und Leben und suchte alle Zustände und Bestrebungen durch christliche Kunst zu weihen und zu durchdringen. Sie trat der nüchternen Aufklärung ihrer Zeit entgegen, suchte aber auch das klassische Altertum, in welchem Schiller und Göthe die höchsten Normen der Kunst fanden, feines Einflusses zu berauben. Die Anhänger dieser Schule nahmen ihre Stoffe aus dem Mittelalter mit der Herrlichkeit der Kirche und des Rittertums, suchten das Volkslied und die Märchenwelt auf, lenkten die Blicke auf die Litteraturschätze der romanischen Völker, ferner auf Shakespeare und zogen selbst die morgenländischen Litteraturen in ihren Kreis. Aber indem sie sich der Gegenwart entrückten und in die romantische Herrlichkeit des Mittelalters flüchteten, dem flachen Rationalismus den mittelalterlichen Aberglauben und Wunderglauben entgegensetzten und eine Verbindung der Schönheiten aller Litteraturen erstrebten, verloren sie sich in phantastischen Träumereien, in Formlosigkeiten und Willkür. Trotzdem hat die romantische Schule große Verdienste. Sie hat die Liebe zu den älteren deutschen Dichtungen geweckt, zu einer tieferen Erforschung der deutschen Sprache, einer wissenschaftlichen Behandlung der deutschen Litteraturgeschichte angeregt, die deutsche Litteratur durch Übersetzungen fremdsprachlicher Litteraturwerke bereichert, neue Formen eingeführt und durch gewandte Behandlung
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§. 40. Die Bildung im 19. Jahrhundert. 389
Weltkörper durch die Spektralanalyse ergründet. Die Entdeckungen auf dem Gebiete der Chemie und Physik haben in vielen Lebensverhältnissen eine Umgestaltung hervorgerufen. Wer muß nicht die Größe und den Scharfsinn des menschlichen Geistes bewundern, wenn er die Drähte des elektromagnetischen Telegraphen, welche entfernte Kontinente mit einander verbinden, die Kräfte der Dampfmaschinen und der Elektrizität in ihrer Thätigkeit erblickt!
Durch diese Erfindungen und die fortgesetzten Forschungen in fremden Weltteilen haben Handel und Verkehr, Gewerbe und Ackerbau einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Derw elthandel konnte sich in China und Japan, in Amerika und Australien, in Asien und Afrika Bahn brechen, und zahlreiche Auswanderer haben ein Nutzen bringendes Band mit dem europäischen Mutterlande geknüpft. Die Goldminen in Kalifornien und Australien haben neue Wohnsitze und neue Unternehmungen ins Leben gerufen, und noch immer ziehen unbekannte Länder die Aufmerksamkeit strebsamer Forscher aus sich: Mungo Park, Konrad Hornemann, Richard und John Lander, James, Richardson, Heinrich Barth, Adolf Overweg, Dr. Vogel und viele andere bilden eine Reihe ausgezeichneter Männer, die sich um die Erforschung des Innern von Afrika die größten Verdienste erworben haben. Die Reisen von Johannes Burkhardt, Simon Rüppel, Joseph von Russeger, Kapitän Speke, den Missionaren Dr. Kraps und Rebemann in das östliche Afrika, und die mühsamen Fahrten Livingstones, Stanleys, Schnitzlers, Lüderitz', Dr. Peters', des Begründers von Deutsch-Ost-afrika, u. a. gehören zu den kühnsten Unternehmungen und führten zur Begründung der ersten deutschen Kolonien in Afrika, denen andere in Neu-Guiana und Polynesien folgten. Mit gleicher Aufopferung haben die Brüder Schlagintweit des Himalayagebirge zum Gegenstände ihrer Forschungen gemacht.
Die Erfindung des Luftballons hat man in neuester Zeit weiter ausgebildet, die Gasbeleuchtung und Elektrizität zur Erhellung von Straßen und Häusern eingeführt. Daneben find mancherlei Maschinen erfunden worden: Webstühle, landwirtschaftliche Maschinen aller Art und Nähmaschinen; für den Kriegsgebrauch sind neue Wurfgeschosse, verbesserte Geschütze, Hinterladungsgewehre u. s. w. hergestellt worden. Zur Hebung der Industrie dienen Aktien-Gesellschaften und Vereine, und die Weltausstellungen zu London (1851 und 1862), Paris (1855 und 1867), Wien (1873) haben in kolossalen Palästen die besten Werke der Kunst und Industrie zusammengestellt. Zur Förderung des Verkehrs hat man Riesen-
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Die Neuzeit.
Gon der Reformation öis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs 1517—1871.
Erste Periode.
Don der Reformatio» Bis zum weftfätischen Frieden. 1517—1648.
§. 1. imseifuiig.
ipie Neuzeit, welche durch wichtige Erfindungen, durch die Entdeckung eines neuen Weltteils und die Auffindung des Seewegs nach Ostindien eingeleitet worden ist, wird gewöhnlich mit der Reformation durch Dr. Martin Luther begonnen. Die Reformation war ein Werk, dessen Notwendigkeit seit Jahrhunderten empfunden worden, dessen Durchführung trotzdem unterblieben war. Vergeblich hatten sich die Kirchenversammlungen zu Pifa(1409) und Konstanz(1414—1418) mit dieser Angelegenheit befaßt; auf der letzteren war die Einheit der Kirche zwar wieder hergestellt worden, aber die Hoffnung der Völker aus eine Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern war nicht in Erfüllung gegangen. Ein Umschwung in den bestehenden Verhältnissen bahnte sich erst an, als nach der Eroberung Konstantinopels (1453) durch die Türken die Wissenschaft und Sprache der alten Griechen durch byzantinische Gelehrte vom Morgenlande nach dem Äbendlande gebracht wurde, wo die Erfindung der Buchdruckerkunst (1440) das Studium der klassischen Werke begünstigte.
-Italien, vornehmlich an dem Hofe der Mediceer zu Florenz, fanden die Gelehrten günstige Aufnahme, das Geistesleben empfing
Cassians Weltgeschichte. Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck 1
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